Nachdem in den USA das Bezahlsystem für Nachrichten Ende 2012 getestet wurde, führt Facebook nun die Gebühr in 36 weiteren Nationen, darunter auch in Gro??britannien und Deutschland, ein. Der Preis pro Nachricht rangiert von 78 Cent bis zu 13 Euro. Die Höhe hängt vom Bekanntheitsgrad des Empfängers ab. Wer nicht bezahlt, dessen Nachricht verschwindet im ?€?Sonstiges?€?-Ordner des Empfängers.
Wer aus Deutschland Jason Zada, dem Regisseur des interaktiven Facebook-Videos " ", eine Nachricht schreiben will, muss mitunter 78 Cent bezahlen, will er verhindern, dass seine Nachricht im ?€?Sonstiges?€?-Ordner verschimmelt. Auch wenn Facebook auf der eigenen Startseite behauptet, das eigene Angebot sei und bleibe kostenlos, so wurde schon im Dezember des Vorjahres in den USA testweise ein Zweiklassensystem für Nachrichten eingeführt ( ). Wer bezahlt, dessen Nachricht landet sichtbar im Postfach des Empfängers. Wer das nicht will, muss damit rechnen, dass seine Mitteilung untergeht, weil sie von Facebook automatisch in einem selten besuchten Ordner einsortiert wird. Die neue Regelung gilt aber nur, sofern man mit der Person noch nicht befreundet ist. Nachrichten an Freunde bleiben in jedem Fall kostenlos. Bislang hatte das Unternehmen seine Umsätze lediglich durch die Verwertung der Nutzerdaten, hervorgehobene Postings und durch reguläre Werbeanzeigen generiert.
100 US-Dollar pro Nachricht an Mark Zuckerberg
, für eine Nachricht an den Buchautor Salman Rushdie würden für britische User umgerechnet 13 Euro fällig. Man befinde sich derzeit in einer Testphase, gab Facebook auf Anfrage unserer Kollegen bekannt. Nur ein sehr geringer Anteil von Usern sei derzeit von diesem Gebührenmodell betroffen. Es gebe noch keinen Termin für eine flächendeckende Einführung. Das weitere Vorgehen hänge vom Feedback der Nutzer ab. Nach welchen Gesichtspunkten die Teilnehmer der Testphase ausgesucht werden, ist nicht bekannt. Darüber gab der Sprecher des Unternehmens keine Auskunft. Auch ist unklar, nach welchen Kriterien sich der Preis pro Nachricht richtet. Dahinter verbirgt sich wahrscheinlich ein spezieller Algorithmus, der aufgrund verschiedener Faktoren die Popularität des Empfängers berechnet.
Als offizielle Begründung für das Vorgehen gab man an, dies solle das Spam-Aufkommen innerhalb des sozialen Netzwerks verringern. Zumindest im Postfach von Mark Zuckerberg werden nur noch sehr wenige Nachrichten landen. Eine Mitteilung soll für manche Anwender umgerechnet 77 Euro kosten. Kurios: Während hier in Deutschland beim Testlauf eine Nachricht an noch immer mit 78 Cent (siehe Screenshot), nimmt Facebook die Nachricht an seinen Geschäftsführer kostenlos entgegen.
Kritik aus der Netzgemeinde
Der Wiener Datenschützer argumentiert, die User würden doch sowieso seit Jahren mit ihren Daten bezahlen. Man könne das nicht einfach abnicken, nur weil Facebook ein gewinnorientiertes Unternehmen sei. Eine derart gravierende ?„nderung der Nutzungsbedingungen hätte zudem einer Ankündigung bedurft. Krejcik betont, er wolle sich mit seiner Kritik nicht grundsätzlich gegen jedes neue Feature sperren. Aber wenn Nachrichten nur noch gegen Bezahlung zugestellt würden, hätte dies nur noch wenig mit Netzneutralität gemeinsam. Bei Facebook ist es nach Ansicht des Wiener Datenschutzaktivisten seit längerer Zeit Praxis, dass man zuerst etwas ausprobiert, ohne zu informieren oder nachzufragen. Bei heftigem Widerstand rudere man etwas zurück, allerdings nie in den Urzustand. Noch kritischer müsse man dies betrachten, weil Zuckerbergs Unternehmen mittlerweile ein Quasi-Monopol inne habe. Facebook könnte laut Krejcik ein "echt cooles Tool" sein, wenn der Preis der Nutzer nicht so hoch wäre. Zu bemängeln sei oftmals die mangelnde Transparenz des Anbieters, die sich auch an diesem Beispiel verdeutlicht.