Beim 32C3, dem diesjährigen Kongress des Chaos Computer Club, hat ein Hacker interessante Untersuchungsergebnisse präsentiert, die zeigen sollen, wie VW die Abgaswerte vieler Fahrzeuge manipuliert hat. Das Ergebnis: Schadstoff-Reduzierung war einfach keine Priorität.
Aktuell muss sich erst noch zeigen, welche langfristigen Folgen der Abgasskandal auf den VW-Konzern haben wird. Betroffene Kunden und interessierte Beobachter müssen aber nicht darauf warten oder auch hoffen, dass der Konzern selbst eine abschließende Antwort darauf gibt, wie bei Abgas-Tests manipuliert wurde. Beim jährlichen Kongress des Chaos Computer Club hat der Teilnehmer und Hacker Felix Domke Untersuchungsergebnisse vorgelegt, die genau hier für Klarheit sorgen sollen.
Wie Domke erläutert, sei er selbst im Besitz eines betroffenen VW-Fahrzeugs - in diesem Fall ein VW Sharan - und habe nach Bekanntwerden der Manipulationen sofort damit begonnen, in der Motorsteuerungssoftware nach Hinweisen zu suchen: "Wir sind Hacker und wir kennen uns mit Code aus", so Domke zu seiner Motivation. Demnach läge im Code "die Wahrheit".
Um auf die Software der Motorsteuerung Zugriff nehmen zu können, will sich der Hacker laut heisezunächst eine der benötigten Electronic Control Units (ECU) bei Ebay bestellt haben. Dank dieses Hilfsmittels und einer Sicherheitslücke sei es ihm dann möglich gewesen, die Firmware vollständig auszulesen und in einzelne Codestrukturen zu zerlegen. Wie Domke betont, sei er dabei schon auf den ersten Blick von der Komplexität der Software beeindruckt gewesen: "Es war, als hätte jemand Schaltbilder in Code umgesetzt."
Einspritzung von AdBlue je nach BedarfLaut Domke habe er die für den Abgas-Skandal verantwortlichen Codezeilen in dem Teil der Software entdeckt, der für die Steuerung der Einspritzung des Reduktionsmittels Adblue verantwortlich ist, das den Ausstoß von Stickoxiden verringert. VW habe hier verschiedene Modi definiert, die einen deutlichen Einfluss auf die Abgas-Werte haben. In einem Test habe Domke festgestellt, dass sein Fahrzeug im Alltag fast ausnahmslos in dem Modus operierte, der den höchsten Stickoxid-Wert aufwies.
Ein weiteres Ergebnis: Gestaltete Domke den Test so, dass er offiziellen Abgastests entspricht, konnte er wiederum zu fast 100 Prozent erreichen, dass sein Fahrzeug in den Modus wechselte, der am wenigsten Schadstoffe produzierte. Eine Abweichung vom Testprotokol führe wiederum dazu, dass sich diese positiven Werte sofort verschlechtern. "Der Wagen hört sofort auf, AdBlue einzuspitzen", so Domke gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
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