96 Prozent aller über das HTTPS-Protokoll gesicherten Verbindungen lassen Rückschlüsse auf die jeweiligen Internetbenutzer zu. Dies ist das Ergebnis einer Studie eines israelischen Forschungsteams. Aus fast 20.000 zu Testzwecken abgefangenen Datenströmen ließ sich durch statistische Methoden ableiten, welches Betriebssystem und welcher Browser verwendet wurde.
Das Internetprotokoll HTTPS soll dafür sorgen, dass Verbindungen im Netzwerk nicht von unberechtigten Personen abgefangen werden können. Ob der Besuch einer Internetseite mittels der Technik geschützt ist, kann der Benutzer zumeist daran erkennen, ob in der Statusleiste seines Browsers ein Schloss abgebildet ist. Insbesondere der US-Konzern Google wirkt bereits seit Längerem darauf hin, dass Webseiten-Betreiber mit ihren Besuchern über HTTPS kommunizieren.
Forschungsergebnisse der israelischen Ariel University deuten nun jedoch darauf hin, dass der vermeintlich sichere Datenverkehr in den meisten Fällen viele Informationen über den jeweiligen Benutzer preisgibt. Die IT-Experten werteten zu Testzwecken 20.000 via HTTPS verschlüsselte Datenströme aus. Nach statistischer Erhebung von Transfer-Charakteristiken wie Paketgröße, Timing und anderer messbarer Werte, konnten eindeutige Rückschlüsse darauf gezogen werden, welcher Browser, welches Betriebssystem und welche Web-Applikation (Youtube, Twitter, Dropbox, ...)
In 96 Prozent der Fälle lagen die Forscher richtig. Die Kombination aus den verschiedenen Parametern hat sich überdies als ausreichend herausgestellt, um für einzelne Internetnutzer einen digitalen Fingerabdruck zu erstellen, der diese bei weiteren Website-Aufrufen identifizierbar macht.
Eine konkrete Angriffsmöglichkeit haben die Forscher nicht aufgedeckt. Die Erkenntnisse zeigen allerdings, dass Nutzer, die auf HTTPS setzen, nicht vollständig anonym sind. Im Rahmen fragwürdiger Marketing-Maßnahmen ist es beispielsweise möglich, über ein öffentliches WLAN identifizierten Benutzern, personalisierte Werbung unterzuschieben.
Quelle:gulli.com